26.06.2022, 13:17 Uhr

Rund um das NSG Gagelbestand im Lohmarer Wald

Viel zu sehen und zu erfahren gab es auf unserer naturkundlichen Exkursion in den Lohmarer Wald - speziell zur Wiedervernässung der Moore...

Im Naturschutzgebiet Gagelbestand (hier siedelt neben vielen weiteren seltenen Arten der Gagelstrauch) liegt eines der wenigen Moorgebiete, das die letzten Jahrhunderte überstanden hat und seit 2 Jahren renaturiert wird, indem Entwässerungsgräben mit Ton abgedichtet und Bestände von Eichenplantagen am Rand entnommen werden - ein Beitrag zu Klima-, Hochwasserschutz und Grundwasserversorgung. Im Lohmarer Wald müssten noch mehr Flächen in dieser Weise wiederhergestellt werden. Die Koalitionsvereinbarung 2022 CDU/Grüne NRW sieht vor, Moore und Feuchtgebiete engagiert zu schützen. Dazu gehört aus unserer Sicht ausdrücklich auch die Wiedervernässung!

Im Lohmarer Wald wurden einst große Moor-Flächen für den Fichtenanbau trocken gelegt. Wo diese Fichten nun dank Sturm, Trockenheit und Borkenkäfer das Feld räumten, wachsen auf den Flächen, denen nicht mit dicken Gerätschaften zur Entsorgung der Stämme zu Leibe gerückt wurde, auf natürliche Weise vielfältige heimische Arten.

Der Fingerhut macht sich als Erster breit. Die Naturverjüngung ist hier vielfältig und an den Standort angepasst. Neben wenigen Fichten – Nachkommen aus dem Altbestand, die bald wieder wegtrocknen werden – sehen wir Roten Holunder, Ebereschen, Faulbaum, Zitterpappel, Hainbuche, Birke, Waldgeißblatt, Ilex und Buche sowie Harzer Labkraut und Farn – typisch für Sandlandschaften. Im Rahmen des Pflegemanagements würde durch Entnahme des invasiven Neophyts Roteiche die Fläche weiter profitieren.

Spechts Futtersuche im Totholz
© Ina Philippsen-Schmidt
Ab“gestorbene“ Bäume bieten hier stehend und liegend neue Lebensräume, wie z.B. an den Picklöchern der Spechte erkennbar.
Problematisch sind Bereiche, in denen der Boden durch Abtransporte gefällter Bäume großflächig abgeschoben und verdichtet wurde bzw. auf denen gleichaltrige Bäume anderer Standort- und Pflanzengesellschafts-Herkunft nachgepflanzt wurden – nachteilig aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht. Neben Fichten wurden im Lohmarer Wald vor Jahrzehnten auch Kiefern in Reih und Glied gepflanzt - solche Ineffizienz würde die Natur selbst sich nie erlauben – abgesehen von der optischen Monotonie.

Verschiedene Bäume beherbergen auf sie spezialisierte Gallwespen, die Eier in die Blattmembrane legen. Der Baum produziert als Reaktion darauf Gallen, die sich darum legen und anhand derer sich die Wespenarten unterscheiden lassen.

Bei den Stallberger Teichen erfahren wir, dass die traditionelle Teichwirtschaft, die nur noch hier und an einem weiteren Ort in NRW betrieben wird, gut mit dem Naturschutz vereinbar ist.

Wir verweilen lange dort, um die Flugshow der zahlreichen Libellen zu bewundern wie von Azurjungfern und Westlicher Weidenjungfer, die gerne in Weidenrinden ihre Eier ablegt.
Neben Sumpfschwertlilien und Waldsimsen finden wir den heimischen Froschbiss, eine kleine Wasserpflanze.

Ringelnatter Stallberger Teiche
© Ina Phlippsen-Schmidt
Krönender Abschluss unserer Exkursion unter Leitung von Holger Sticht war die Sichtung von zwei schwimmenden Ringelnattern.