31.07.2021, 00:38 Uhr

Borkenkäfer lässt Wälder erblühen

Wo die Fichtenplantagen abgestorben sind, holt sich die biologische Vielfalt ihren Raum zurück - solange es der Förster zulässt...

Auf abgestorbener Fichtenplantage hat sich ein Blütenmeer aus Hohlzahn entwickelt, im Hintergrund Ebereschen
© Bündnis Heideterrasse
Keine Frage, der Anblick von flächig abgestorbenen Bäumen bietet auf den ersten Blick wenig Anlass zur Freude. Nach nicht einmal einer Vegetationsperiode sieht es aber auf der Heideterrasse bereits rosig aus: die Wälder blühen im wahrsten Wortsinn auf.

Vom Borkenkäfer betroffen waren und sind die Fichten, die von Natur aus in NRW nicht heimisch sind. Sie sind als Plantagen angebaut und damit der naturnahe Wald ausgeschaltet worden. Nun sind die Fichten weitgehend abgestorben und die biologische Vielfalt bekommt wieder Raum. Dies ist auf der Heideterrasse, z.B. im Lohmarer Wald oder in der Schluchter Heide, in diesem Sommer sehr schön sichtbar.

Da der Boden wieder verlichtet wurde kommt eine Vielzahl von Pflanzenarten zur Entwicklung, die durch die Dunkelheit der Forste und die saure Nadelstreu unterdrückt worden waren. Eine Fülle an Blütenpflanzen wie Heidekraut, Fingerhut oder Johanniskraut, die einer Fülle von Insektenarten wieder Nahrung bietet.

Dank der Verlichtung kommen Heidekraut und Gelbsegge zur Entwicklung, einige Sandbirken sind auch schon da
© Bündnis Heideterrasse
Lange wird diese Blütenpracht allerdings nicht vorherrschen. Denn nach etwa 5 Jahren werden v.a. die Pionierbaumarten, je nach Standort Sandbirke, Schwarzerle, Zitterpappel und Eberesche, die Vorherrschaft übernehmen. Sie wiederum bereiten den Boden für langlebigere Waldökosysteme wie z.B. Hainsimsen-Buchenwald, Eichen-Birkenwald oder Eichen-Hainbuchenwald - sofern man sie lässt.

Leider gibt es immer noch Förster, die diese natürliche Waldentwicklung lieber durch neue Plantagen mit neuen Baumarten ersetzen wollen. Vielleicht weil es ihnen nicht schnell genug in der Natur geht, sie das in ihrer Ausbildung so gelernt haben oder sie etwas anderes möchten als das, was selbstständig entsteht. Vielleicht auch, weil die natürliche Entwicklung für jede(n) sichtbar macht, dass kein Wald einen Förster braucht.

Blühendes Waldgeissblatt klettert abgestorbene Fichte empor
© Bündnis Heideterrasse
Wo noch keine Förster neue Forste angebaut haben, erblühen die einst durch die Plantage verunstalteten Flächen in allen Farben. Sie zeigen nun bereits nach kürzester Zeit eindrücklich, dass wir gut beraten sind, auf Nachhaltigkeit, auf die biologische Vielfalt und die natürliche Klimaanpassung unserer Waldökosysteme zu setzen. Das Waldbaukonzept NRW von CDU-Forstministerin Heinen-Esser ist leider das genaue Gegenteil davon.