10.08.2016, 16:38 Uhr

Herzlich willkommen, Wildkatze

Im Jahr 2015 erbrachte eine Lockstockuntersuchung für den Lohmarer Wald den Hinweis auf die Wiedereinwanderung der Wildkatze in diesem Gebiet. Dieser Artikel gibt einen Überblick zur Europäischen Wildkatze

Seit einem Jahr gibt es Hinweise auf die Wiedereinwanderung der Europäischen Wildkatze im Lohmarer Wald. Der nachfolgende Text ist ein Auszug aus einem Artikel von Frau Dr. Christine Thiel-Bender in der Zeitschrift des Kölner Zoos Nr. 3/2015, den wir freundlicherweise veröffentlichen dürfen. Wie in jedem wissenschaftlichen Text gibt es im Original viele Literaturhinweise und Verweise auf Veröffentlichungen anderer Autoren. Aus Gründen der Lesbarkeit wurden diese hier wenn möglich weggelassen.

Aktuell führen genetische Analysen der Katzenfamilie zu einer Einteilung in 36 bzw. 38 Katzen-Arten und in 8 phylogenetische Linien. Unter dem Namen Felis silvestris beschrieb 1777 der deutsche Naturforscher SCHREBER die Europäische Wildkatze, einige Jahre später folgten weitere Beschreibungen. 1951 fasste POCOCK die bis dahin beschriebene große Anzahl an Wildkatzen-Arten zu einer Art, welche 21 Unterarten in sich vereinte, wieder unter dem Namen Felis silvestris zusammen. Eine weitere Vereinfachung der Systematik erhielt diese Tiergruppe durch HALTENORTH (1957). Dieser teilte die 21 Unterarten in 3 Unterartengruppen ein: die europäische Wild- (F. s. silvestris), die asiatische Steppen- (F. s. omata) und die afrikanische Falbkatze (F. s. lybica). Im folgenden Text wird die Bezeichnung Wildkatze synonym für die Europäische Wildkatze (F. s. silvestris) gewählt.

Hauskatze versus Wildkatze

Unsere Hauskatzen stammen nicht von der Europäischen Wildkatze, sondern von F. s. lybica ab. Diese wurde vor über 10.000 Jahren im Nahen Osten und auch in Zypern domestiziert. Die Agypter waren berühmt für ihren Katzenkult und auch für die Nutzung der Katzen zum Schutz ihrer Kornspeicher vor Mäusen. Durch die Römer, die sie von den Agyptern erhielten, gelangte die Katze auf den römischen Feldzügen und Besetzungen nach Wildkatze hingegen ist schon vor 200.000 Jahren entstanden und lebt seither ungezähmt und unzähmbar in den europäischen Landschaften. Felis silvestris silvestris ist etwa hauskatzengroß und sieht einem voluminösen grau getigerten Stubentiger ähnlich. Allerdings weist das ocker bzw. graue Fell eine eher verwaschene Zeichnung auf. Zudem wirkt der Schwanz einer Wildkatze sehr viel dicker und endet in einem stumpfen schwarzen Schwanzende mit meist drei vorangehenden schwarzen Ringen.

ein Wildkatzenschwanz
© Dr. Ch.Thiel-Bender

Ebenso lässt sich anhand des Aalstrichs (der schwarzen Fellzeichnung entlang des Rückgrats) ein Unterschied zwischen den beiden Unterarten feststellen; der Aalstrich der Wildkatze endet immer an der Schwanzwurzel, während der der Hauskatze auch bis in den Schwanz weitergeht.

Zudem ist der Nasenspiegel einer Wildkatze immer fleischfarben. Das Gewicht liegt bei vier bis fünf Kilogramm, Männchen wiegen dabei mehr als die Weibchen. Ähnlich der Hauskatze können auch Wildkatzen über 15 Jahre alt werden, aber in freier Natur ist die Lebenserwartung wohl um einiges kürzer. Da die Hauskatzen die domestizierte Form von Felis Silvestris lybica und daher mit der Europäischen Wildkatze sehr nah verwandt sind, besteht die Möglichkeit der Hybridisierung. Dies bedeutet, dass Wild- und Hauskatze sich verpaaren können. Dabei entstehen fortpflanzungsfähige (fertile) Nachkommen und somit kann es zu einer erfolgreichen Vermischung dieser Katzen kommen. Welchen Einfluss dies auf die Wildkatzenpopulationen haben könnte ist bisher nicht erforscht, aber es bedeutet in jedem Fall eine Veränderung der genetischen Zusammensetzung der europäischen Subpopulationen und dadurch eine Veränderung der Europäischen Wildkatze an sich.

Verbreitung und Habitatwahl

Die aktuelle Verbreitung von Felis silvestris silvestris
© Karte vom BUND
Das Vorkommen der Wildkatze in Deutschland beschränkt sich auf inselartig verteilte Areale, welche sich hauptsächlich in den Mittelgebirgen finden. Dabei liegen Verbreitungsschwerpunkte im Westen Deutschlands in der Eifel, im Hunsrück und Pfälzer Wald sowie in der Mitte Deutschlands im Harz, Leine-Weser-Bergland und Hainich. Weitere Populationen bestehen teilweise aus nur wenigen Individuen. Es leben heute geschätzte 5.000-7.000 Wildkatzen in unseren Wäldern.

Die Wildkatze wird manchmal auch Waldkatze genannt, weil sie hauptsächlich im Wald zu finden ist. Tatsächlich ist sie aber ursprünglich eine Tierart der halboffenen Landschaften (Parklandschaften), ähnlich dem Rotwild. Die Katze benötigt den Wald zwar für ihr starkes Deckungsbedürfnis während der Schlafenszeiten und während der Jungenaufzucht, aber als spezialisierter Kleintierjäger benötigt sie auch Flächen, auf denen sie ausreichend Mäuse findet. Wildkatzen fressen in Deutschland hauptsächlich Tiere aus der Familie der Nagetiere. Diese Beute, vor allem die etwas Größeren und lohnenderen Exemplare, ist hauptsächlich in eher offenen Bereichen zu finden. Daher zieht es die Wildkatze hier in Deutschland auf Offenflächen wie Lichtungen, Windwurfflächen, Kahlschlagflächen oder auch auf selten gemähte Wiesen an den Waldrändern. Die bevorzugten Wälder sind naturnah und alte Laubwälder, vor allem Eichen- und Buchenmischwälder mit viel Unterwuchs als Deckung. Aber auch junge Fichtenschonungen können gerade im Winter ein warmes und trockenes Versteck für die Wildkatzen bilden. Ausschlaggebend für eine gesunde Populationsentwicklung sind die Jungenaufzuchtsorte und ruhige Schlafplätze. Hierfür sind Strukturen wie Baumhöhlen, Wurzelhöhlen, alte Baue, Reisighaufen, Holzstapel, Hochsitze und andere trocken gelegene und fuchssichere Verstecke wichtig. Gerade in der Eifel am Westwall haben wir die besonders geeigneten Bunkeranlagen, welche als hochwertige Schlafstätten regelmäßig genutzt werden. Dabei kann es sogar vorkommen, dass sich zwei Wildkatzen die Anlage teilen, nicht gleichzeitig, aber abwechselnd. Die Streifgebiete der Wildkatzen sind geschlechtsspezifisch unterschiedlich groß. Studien innerhalb Deutschlands ergaben StreifgebietsGrößen zwischen 200 bis fast 2.000 ha für weibliche Katzen. Die Streifgebiete der Kuder (männliche Wildkatzen) dagegen haben eine Größe von 1.000 bis 5.000 ha. Abhängig von den Jahreszeiten können Wildkatzen ihr Streifgebiet verlagern bzw. kurzfristig erweitern oder verkleinern . Es lässt sich zudem festhalten, dass StreifgebietsGrößen abhängig vom Lebensraum, Beuteangebot sowie von den Populationsdichten sind.

Verhalten

In den sicheren Verstecken werden von April bis Juni meist zwei bis vier Jungtiere geboren, welche nur von der Mutter aufgezogen werden. Nach der Ranzzeit (Paarungszeit) von Januar bis April ziehen sich die Kuder wieder in ihr solitäres Leben zurück, während das Weibchen bis zum nächsten Spätherbst die Jungtiere versorgt. Bei der Abwanderung der Jungtiere entfernen sich die Jungkuder meist weiter als die jungen Weibchen von dem Streifgebiet ihrer Mutter. Die Strecken der Abwanderung überschreiten allerdings selten 10 Kilometer, so dass nah verwandte Katzen auch nah beieinander zu finden sind. Bei ihren Wanderungen orientiert sich die Wildkatze vorwiegend entlang linearer Lebensraumelemente (Gehölzsäume, Bäche, Waldauen etc.) oder bleibt im Wald, während sie deckungsarmes Agrarland weitgehend meidet. 

Die Vernetzung Deutschlands

Seit mehreren Jahrzehnten beschäftigt die Wissenschaft das Thema der Landschaftsfragmentierung. Gerade der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und die Zunahme von Siedlungsflächen zerstückeln die Landschaften in zunehmendem Maße. Aber auch ausgeräumte Agrarlandschaften können Hindernisse für wandernde Tierarten darstellen. Seit 2004 engagiert sich der BUND mit seinem Projekt "Rettungsnetz Wildkatze" (www.wildkatze.info) für die Vernetzung der Lebensräume von Felis silvestris silvestris. Nachdem die Landesverbände des BUND Thüringen, Hessen und der Bund Naturschutz in Bayern e. V. (BN) das Projekt erfolgreich gestartet hatten, folgte 2007 die Erstellung des Wildkatzenwegeplans. Das Ergebnis der am Computer modellierten Karte stellt eine Vision vernetzter aktueller und potentieller Wildkatzenlebensräume in Deutschland dar. Dieses Korridormodell ist im Internet unter www.wildkatzenwegeplan.de interaktiv verfügbar.

Dem Modell ging es um die bundesweite Vernetzung von bestehenden Wildkatzenvorkommen mit den großen, potenziell geeigneten Lebensräumen mit mehr als 500 qkm. Diese Größe ist so gewählt, dass dort eine ausreichend große Population (> 50 Individuen) an Wildkatzen leben kann. Der Wildkatzenwegeplan zeigt Korridore auf, welche alle Wildkatzenvorkommen untereinander sowie die vorhandenen mit potenziellen Verbreitungsgebieten verbinden können. Die wichtigsten deutschlandweiten Korridore zwischen den noch vorhandenen Wildkatzenpopulationen, die es zu erhalten gilt, bilden

a) zwei Nord-Süd-Achsen:

1. Nord-Südost-Achse: Lüneburger Heide - Harz - Hainich - Thüringer Wald - Oberpfälzer Wald - Bayerischer Wald

2. Westliche Nord-Süd-Achse: Eifel - Hunsrück - Pfälzerwald - Schwarzwald

b) drei Südwest-Nordost-Achsen:

3. Eifel - Westerwald - Rothaargebirge - Solling - Harz

4. Hunsrück - Taunus - Vogelsberg - Kellerwald - Hainich 

5. Pfälzerwald - Odenwald - Spessart - Rhön - Thüringer Wald

Zusammengenommen haben alle berechneten Korridore eine Gesamtlänge von 20.000 km. Mit dem Projekt "Wildkatzensprung" hat es sich der BUND zum Ziel gesetzt, genau dieses 20.000 km lange grüne Wegenetz zu schaffen. Dies wird unter anderem durch die aktive Schaffung von Korridoren über ausgeräumte Landschaften bewältigt. Ein idealtypischer Korridor besitzt eine Breite von 50 m, hat einen zentralen Bereich bestehend aus Stangenholz und breite heckenähnliche Strukturen an den Rändern. Zusätzlich fanden in sieben Projektregionen Waldaufwertungen statt, um naturnahe Strukturen für Wildkatze, Baummarder, Fledermaus oder auch Haselmaus zu schaffen. Da die Wildkatze eine anspruchsvolle Tierart ist, kann sie als Indikator für die Qualität ihres Lebensraumes betrachtet werden und dient somit als "umbrella species" (Leitart): Ihr Schutz und die Vernetzung ihrer Waldlebensräume kommt gleichzeitig vielen heimischen Tier- und Pflanzenarten zugute.

Der genetische Fingerabdruck

Neben der Entwicklung und Umsetzung von Korridoren umfasst das Projekt des BUND auch den Aufbau einer deutschlandweiten Gendatenbank für Felis silvestris Silvestris. Der Aufbau einer Gendatenbank konnte zusammen mit dem genetischen Labor des Forschungsinstituts Senckenberg in Gelnhausen bewältigt werden. Die relativ neue Methode der Genanalyse bietet ein hohes Potenzial zur Beantwortung populationsrelevanter Fragen: Wie weit sind die einzelnen Wildkatzen-Bestände schon voneinander getrennt/isoliert? Welche Auswirkungen haben Landschaftsbarrieren, beispielsweise Straßen? Wie gestaltet sich das Wanderverhalten der Wildkatze? Wo können neue Korridore am effektivsten den Verbund von Lebensräumen stärken? Gibt es genetische Unterschiede zwischen den Beständen in verschiedenen Regionen?

Um an genetisch verwertbares Material von scheuen und zudem vornehmlich in der Dämmerung und während der Nacht aktiven Wildkatzen zu gelangen wurde die Baldrian-Lockstockmethode entwickelt. Diese Methode hilft dabei, die Tiere zu untersuchen, ohne auf ihre Lebensweise Einfluss zu nehmen und ohne sie Gefahren auszusetzen. Dazu werden raue Holzpflöcke mit einer Länge von ca. 60 cm in den Boden gerammt. AnSchließend werden sie mit einer Baldriantinktur besprüht. Vor allem in der Ranzzeit lockt dieser Geruch die Katzen an. Wahrscheinlich ähnelt der Baldriangeruch einem Sexuallockstoff, der eine hohe Anziehungskraft auf die Katzen ausübt. An den Stöcken angekommen, reiben sich die Wildkatzen daran, um den Baldriangeruch aufzunehmen. Dabei hinterlassen sie einige Haare an der rauen Oberfläche des Holzes. Diese Haare können anSchließend mit Pinzetten aufgenommen und eingetütet werden. So eingesammelte und trocken gelagerte Haarproben werden daraufhin im Labor zur Genanalyse verwendet. Für diese Arbeit konnte der BUND mit Hilfe von mehr als 750 Lockstockbetreuer/innen in den Jahren 2011 bis 2015 auf 113 Untersuchungsflächen an über 1.600 aufgestellten Lockstöcken deutschlandweit Haare einsammeln. Diese Arbeit wurde neben hauptamtlichen Mitarbeiter/inne/n des BUND ehrenamtlich von Mitgliedern aus den BUND-Gruppen sowie Förster/innen, Jäger/innen, Ranger/innen und Schüler/innen vorgenommen. Alle Analyseergebnisse flossen in eine neue, weltweit einmalige Wildkatzen-Datenbank ein. Bislang sind 34.136 Datensätze enthalten (Stand:Oktober 2015). Noch bis 2017 wird sie weiter mit den Ergebnissen der noch ausstehenden Haaranalysen gespeist und weiterentwickelt.

Maßnahmen vor Ort

Lockstockuntersuchung
© Holger Sticht
Vor etwa 100 Jahren war die Europäische Wildkatze nahezu ausgerottet. Die scheuen Katzen kamen nur noch in der Eifel vor und galten ansonsten in Nordrhein-Westfalen als ausgestorben. Das Vorkommen in der Eifel gilt als eins der wichtigsten in Deutschland. Mit geschätzten 1.000-3.000 Wildkatzen stellt dieses Gebiet etwa ein Drittel der gesamtdeutschen Population dar. Man kann annehmen, dass einige Bereiche in der BRD, Belgien und Niederlande durch Individuen aus der Eifel in den letzten Jahrzehnten wiederbesiedelt wurden. Daher spricht man in der Eifel von einer "Quellpopulation". Diese sind besonders wichtig für den Erhalt einer (Unter-)Art. Daher stärkt der BUND Nordrhein-Westfalen die Wildkatzenpopulation der Eifel über Biotopverbesserung und -vernetzung im Wald und Waldrandbereich. Ziel ist es, dass von der Eifel aus auch in Zukunft Tiere in umliegende Waldgebiete einwandern - ein erster Schritt zu einer flächendeckenden Wiederbesiedlung von NRW.

Dazu setzt der BUND zusammen mit den örtlichen Förstern in der Eifel folgende Naturschutzmaßnahmen um:

  • Gestaltung von natürlichen strukturreichen Waldrändern als bevorzugter Lebensraum von Wildkatzen Stufig aufgebaute Waldränder mit Büschen und Kräutersäumen als Ãœbergang zum Kulturland sind außerordentlich artenreich. Wegen ihrer bandförmigen Struktur besitzen sie ein großes Vernetzungspotenzial - nicht nur für Wildkatzen.
  • Aufwertung von Bachläufen und -tälern. Wildkatzen profitieren besonders im Frühjahr von dem großen Nahrungsangebot (Kleinsäuger) in strukturreichen Bachauen und nutzen naturnahe Fließgewässer als Leitstrukturen bei Wanderungen.
  • Erhalt von sicheren Höhlen und VerGrößerung des Strukturreichtums. In vielen wirtschaftlich genutzten Waldgebieten gibt es für Wildkatzen zu wenig Versteckmöglichkeiten, Schlafplätze und Wurfplätze zur Aufzucht der Jungen. Bevorzugte Maßnahmen sind hierbei vor allem die Identifizierung und der anSchließende gezielte Schutz von Bäumen oder Baumgruppen, die Potenzial für große Höhlen haben. Ebenso spielen der Erhalt von stehendem und liegendem Totholz (Wurzelteller, Baumstümpfe, Holzpolter und Kronenwälle) sowie kleinräumige Nutzungseinschränkungen dabei eine bedeutende Rolle.
  • Stärkere Ausrichtung der Waldbewirtschaftung auf die Lebensweise der Wildkatze. Als Beispiel ist hier - in Abstimmung mit den Forstämtern - der Verzicht auf die Abfuhr von Holzpoltern zwischen April und Juli, der Aufzuchtphase der Wildkatzen, zu nennen. Hierbei wurden in der Vergangenheit versehentlich immer wieder junge Wildkatzen zerquetscht. Weiter werden Metallknotenzäune durch Holzgatter ersetzt, da sich Wildkatzen leicht in den Drahtverknotungen verhaken und dann qualvoll zugrunde gehen können.

Sollte dieses Pilotprojekt erfolgreich sein, so ist eine deutschlandweite Umsetzung vorgesehen. Ziel ist es dabei, diese konkreten Maßnahmen so zeit und kostensparend wie möglich durchzuführen, um die Akzeptanz und die Umsetzung zu erleichtern.

Wildkatzen in Nordrhein-Westfalen

In den letzten Jahrzehnten hat eine Wiederbesiedelung der alten Lebensräume der Wildkatze stattgefunden. Dies hat mehrere Gründe; zum einen hat der Klimawandel die Winter weniger hart werden lassen, so dass die Jungtiere besser durchgebracht werden können, zum anderen haben die großen Wirbelstürme großflächig Windwurfflächen geschaffen. Auf den nun ausgeräumten Flächen konnte ein außergewöhnlicher Strukturreichtum auf meist vorherigen Monokulturflächen entstehen, der eine besonders große Nahrungsgrundlage mit Mäusen bietet. außerdem hat sich die Forstwirtschaft einer naturnahen Bewirtschaftung angenähert und auch Schutzgebiete erfahren heute eine Größere Beachtung in ihrem nachhaltigen Management. Diese Entwicklungen sind positiv für die Wildkatze. Dennoch gibt es viele negative Faktoren, die die Ausbreitung und auch das Ãœberleben der Katzen behindern: der Verkehr, die Zersiedlung und die Zerstörung des Lebensraums. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Wildkatze es bisher auch noch nicht geschafft hat, all ihre ursprünglichen Gebiete wieder zu besiedeln oder auch nur zu erreichen. 

Es gab in den letzten Jahren immer wieder Meldungen über wieder aufgetauchte Wildkatzen. Teilweise sind das bisher nur Einzeltiere, teilweise scheinen dies aber auch schon relativ gefestigte Vorkommen zu sein. Als ersten Projekterfolg konnte der BUND im Kottenforst bei Bonn mit Hilfe genetischer Untersuchungen sieben männliche und vier weibliche Wildkatzen nachweisen. Die Wildkatze galt hier seit den 1960er Jahren als verschollen. Innerhalb der vergangenen Jahre gab es aber häufiger Hinweise auf die scheuen Tiere. Jetzt besteht Gewissheit, dass hier wieder Wildkatzen Fuß gefasst und sich auch bereits reproduziert haben. Ebenso wurde die Wildkatze 2015 auch im Lohmarer Wald, direkt an der Wahner Heide mit dem Flughafen Köln/Bonn erstmals nachgewiesen.